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05.10.2022

Kläranlage erhöht die eigene Stromproduktion

EWL erneuert zwei Blockheizkraftwerke – Ziel heißt: energieautarke und klimaneutrale Abwasserreinigung

Auf dem Gelände der Kläranlage in Landau-Mörlheim laufen zwei große Blockheizkraftwerke (BHKW). Der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) erzeugt damit sowohl Strom als auch Wärme. Diese Energie nutzt er an Ort und Stelle für den Betrieb seiner energieintensiven Abwasserreinigung. Als Brennstoff setzt der EWL das vor Ort anfallende Klärgas ein, das bei Faulungsprozessen in der Klärschlammbehandlung entsteht. Neben dem Biogas kommen keine fossilen Brennstoffe zum Einsatz. Nun steht die Erneuerung der beiden BHKW an. Sie stammen aus dem Jahr 2010 und haben ihre übliche Betriebsdauer von etwa zehn Jahren erreicht. „Die neuen Blockheizkraftwerke kommen zur richtigen Zeit. Sie sind deutlich effizienter als ihre Vorgänger. Mit den neuen Anlagen können wir die Eigenstromversorgung der Kläranlage weiter in Richtung 100 Prozent steigern“, erläutert Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron, Verwaltungsratsvorsitzender des EWL. Er ergänzt: „Angesichts der gestiegenen Energiepreise und der Energieknappheit zählt jede Kilowattstunde, die wir dadurch gewinnen. So tragen wir mit unseren Möglichkeiten dazu bei, die gegenwärtige Krise etwas abzumildern. Hinzu kommt, dass wir durch unsere nachhaltige Energieerzeugung den klimaschädlichen CO2-Ausstoß verringern.“ 

Neue BHKW sind hocheffizient

„Die neuen BHKW erreichen einen höheren Wirkungsgrad bei der Kraft-Wärme-Kopplung. Wir erwarten eine Steigerung von bislang rund 1.200 auf etwa 1.400 Megawattstunden eigenen Strom pro Jahr“, erklärt Dr. Markus Schäfer, Leiter der EWL-Abwasserbeseitigung, und fährt fort: „So kommen wir unserem Ziel, die Landauer Kläranlage energieautark zu betreiben, einen großen Schritt näher. Was die Wärmeenergie angeht, haben wir das Ziel schon erreicht.“ Die eigenerzeugte Wärme nutzt der EWL auf seiner Kläranlage zur Beheizung der zwei Faulbehälter, in denen immer mehr als 37 Grad Celsius vorherrschen sollten. Nur unter diesen Bedingungen wandeln Bakterien organische Masse in Faulgas um. Die Wärme heizt zudem die Betriebsgebäude und das Brauchwasser. Mit dem eigenen Ökostrom der BHKW werden die vielen Maschinen der Kläranlage angetrieben: Rührwerke und Pumpen sowie vor allem die Belüftung benötigen große Mengen an elektrischer Energie. Hier hat der EWL zuletzt viele Anlagen modernisiert, sodass der Energiebedarf insgesamt seit Jahren sinkt. Zu mehr Effizienz und weniger Energieverbrauch tragen auch intelligente digitale Steuerungssysteme bei, die die Prozesse in der Kläranlage immer weiter optimieren. 2019 bezog der EWL 32 Prozent seines gesamten Strombedarfs aus dem öffentlichen Netz. 2021 ist der Wert auf 27 Prozent gesunken. Dieser Anteil verringert sich nun dank der neuen BHKW weiter, die – wie Markus Schäfer berechnet hat – gut 15 Prozent mehr Strom erzeugen. Der zugekaufte Strom stammt beim EWL zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien.

Daseinsvorsorge muss krisenfest sein

Die Investitionskosten für die zwei BHKW belaufen sich inklusive der technisch aufwendigen Umbaumaßnahmen auf rund eine Million Euro. Aus dem Energie-Bonus des Landes Rheinland-Pfalz bestreitet der EWL 20 Prozent davon mit Fördermitteln. „Im Förderantrag inbegriffen ist eine Photovoltaik-Anlage, die sich derzeit auf dem Areal der Kläranlage im Bau befindet. Sie hat 130 Kilowatt installierte Leistung und soll spätestens Ende 2022 in Betrieb gehen. Und auch einen Batteriespeicher können wir aus den Mitteln realisieren, da wir überschüssigen Strom nicht ins Netz einspeisen“, betont Bernhard Eck als EWL-Vorstandvorsitzender. Die Neuerungen sicherten insgesamt die energetische Versorgung des Betriebs und machten ihn krisenfester. „Bilanziell rechnen wir 2023 infolge aller genannten Maßnahmen mit einer energieautarken und klimaneutralen Abwasserreinigung“, fasst Bernhard Eck zusammen. Der Austausch der beiden BHKW erfolgt nacheinander, um die laufende Eigenstromversorgung nicht ganz zu kappen. Der Umbau läuft seit August und dauert voraussichtlich bis November. Der Klärwerksbetrieb läuft während der ganzen Zeit weiter – etwas anderes lässt die zur Daseinsvorsorge und zum Schutz der Umwelt so unerlässliche Abwasserreinigung nicht zu.

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