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09.10.2025

EWL plant neues Gebührenmodell für die Abfallentsorgung

  • Restabfall: Verwaltungsrat diskutiert konkrete Ausgestaltung des leerungsbasierten Abrechnungssystems
  • Wirtschaftsplan 2026 vorgelegt
  • Abwassergebühren sollen steigen

Der Verwaltungsrat des Entsorgungs- und Wirtschaftsbetriebs Landau (EWL) hat in seiner Sitzung am 8. Oktober 2025 den Wirtschafts- und Stellenplan für das Jahr 2026 beschlossen. Zwei Themen standen dabei im Vordergrund: Die Gebührenkalkulation des leerungsbasierten Abrechnungssystems bei der Restabfallsammlung sowie die Anpassung der Gebühren für die Beseitigung von Schmutz- und Niederschlagswasser. Die Umsetzung der getroffenen Beschlüsse bedarf noch der Zustimmung des Stadtrates am 18. November 2025.

Faire Abrechnung beim Restabfall

Die Einführung des leerungsbasierten Abrechnungssystems ist politisch bereits seit dem Jahr 2023 beschlossen. Künftig werden Landauer Haushalte nicht mehr eine fixe Jahresgebühr auf Basis festgelegter Leerungs-Intervalle der Restabfalltonnen zahlen, stattdessen wird die tatsächliche Anzahl der von den Kundinnen und Kunden gewünschten Leerungen abgerechnet. „Wenn man wenig Abfall verursacht und die eigene Tonne deshalb seltener leeren lässt, sinken damit die Kosten. Das ist gerecht und motiviert dazu, konsequent Abfall zu trennen und zu vermeiden“, betont Lukas Hartmann, Bürgermeister und Vorsitzender des EWL-Verwaltungsrats.

Und das Potenzial, Leerungen einzusparen ist da: Laut einer Restabfallanalyse, die der EWL im Februar und im Mai 2025 durchführen ließ, befinden sich in Landauer Restabfallgefäßen immer noch rund 40 Prozent Wertstoffe und Bioabfall, die eigentlich in die Biotonne oder den Gelben Sack gehören. Sebastian Lorig, Vorstand des EWL, ergänzt: „Bislang hatten viele Haushalte schlicht noch zu viel Platz in der grauen Tonne, wenn die nächste feste Leerung anstand. Da war es kostenneutral, alles hineinzuwerfen, bei dem man unsicher war, wie es entsorgt werden muss. Mit dem neuen System lohnt es sich nun, Abfall bewusster zu trennen.“ Hinzu komme: Die haushaltsüblichen Restabfallgefäße in Landau waren nach Erhebungen des EWL bisher bei der Leerung im Schnitt nur zu 72 bis 78 Prozent gefüllt. Und schon jetzt verzichten einige Haushalte darauf, ihre Tonnen bei jeder Tour bereitzustellen.

Wer Müll konsequent trennt, profitiert

Im Verwaltungsrat wurde nun über die konkrete Ausgestaltung eines möglichen Gebührenmodells beraten. Geplant ist, dass in der Jahresgrundgebühr für Restabfall künftig 10 Mindestleerungen des Restabfallbehälters enthalten sind. Jede weitere Leerung der Restabfalltonne würde dann einzeln berechnet.

Um jede Leerung automatisch zu erfassen, sind die Abfalltonnen in Landau bereits mit Chips ausgestattet. Für die Bürgerinnen und Bürger würde sich mit der Umstellung zunächst einmal nichts ändern: Wie gewohnt, kommt das Abfallfahrzeug alle zwei Wochen. Die Tonnen werden aber künftig nur bei Bedarf an die Straße gestellt. Haushalte, die bislang eine vierwöchentliche Leerung gewählt hatten, gewinnen dadurch mehr Flexibilität und können ihre Tonne bei Bedarf auch in einem kürzeren Intervall bereitstellen. Beim Bioabfall gibt es keine Änderungen. Hier bleibt es bei einer zweiwöchigen Abholung. In den Herbst- und Sommermonaten werden die Biotonnen sogar wöchentlich geleert. Die Abrechnung erfolgt transparent über die schon bekannten Abschlagszahlungen. Wer sich unsicher ist, welche Behältergröße aktuell vorhanden ist, findet diese Information in der letzten Abrechnung.

Mit der Einführung des leerungsbasierten Abrechnungssystems als fairem Kostenmodell setzt der EWL auch einen wichtigen Baustein seines Abfallwirtschaftskonzepts aus dem Jahr 2023 um. Das Ziel lautet: Bis 2030 soll das Restabfallaufkommen pro Kopf in Landau auf 80 Kilogramm jährlich sinken, denn Restabfall kann anders als Bioabfall oder Wertstoffe nicht wiederverwertet werden. Aktuell liegt die Menge bei rund 100,47 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. 2023 lag der Wert bei 104 Kilogramm. Grundlage des Abfallwirtschaftskonzepts ist der Abfallwirtschaftsplan des Landes Rheinland-Pfalz, der für 2030 klare Zielwerte für weniger Restabfall und eine konsequentere Abfalltrennung vorgibt.

EWL-Vorstand Sebastian Lorig ist überzeugt: „Mit einer solchen Regelung könnten wir einen Anreiz zur Abfalltrennung schaffen. Denn die Bemühungen der Bürgerinnen und Bürger würden sich dann auch finanziell lohnen.“ Mit dem Beschluss des Verwaltungsrates ist, unter der Voraussetzung, dass der Stadtrat am 18. November 2025 zustimmt, klar: Wer seine Tonne seltener bereitstellt, würde weniger zahlen als bei häufigeren Leerungen. Der Spareffekt entsteht also durch konsequente Abfalltrennung und die daraus resultierende, geringere Restabfallmenge.

Kosten für Abfallentsorgung unter Druck

Bei der Beratung im Verwaltungsrat wurde deutlich, dass die Kosten für die Abfallentsorgung ab 2026 insgesamt steigen werden. Hintergrund sind vor allem höhere Personal- und Betriebskosten, steigende Aufwendungen für Sammlung, Transport und Entsorgung sowie Investitionen in Fahrzeuge und Infrastruktur. Hinzu kommen strengere gesetzliche Anforderungen beim Umwelt- und Klimaschutz, die zusätzliche Kosten mit sich bringen können. „Mit einem leerungsbasierten System hätten die Haushalte nun erstmals die Möglichkeit, die Höhe ihrer Kosten durch konsequente Abfalltrennung selbst zu beeinflussen. Klar ist: Die Kosten für die Verbrennung des nicht verwertbaren Restabfalls werden – unter anderem durch höhere CO₂-Abgaben – weiter unter Druck geraten“, erklärt Sebastian Lorig, Vorstand des EWL.

Neue Abwassergebühren: Landau weiter unter dem Landesdurchschnitt

Nachdem der EWL die Gebühren für Abwasserbeseitigung über mehrere Jahre stabil gehalten hat, ändern sie sich nun ab dem 1. Januar 2026: Beim Schmutzwasser gibt es eine Erhöhung um 32 Cent je Kubikmeter auf 1,93 Euro, bei der Beseitigung von Niederschlagswasser eine Erhöhung um 20 Cent je Quadratmeter auf 0,87 Euro.

Für ein typisches Einfamilienhaus mit zwei Vollgeschossen, rund 160 Quadratmetern versiegelter Fläche und einem jährlichen Wasserverbrauch von etwa 140 Kubikmetern bedeutet die Anpassung konkret: Die Kosten für Schmutzwasser steigen von bisher 241,50 Euro auf 270,20 Euro im Jahr. Für die Beseitigung des Niederschlagswassers erhöhen sich die Gebühren von 107,20 Euro auf 139,20 Euro jährlich. Insgesamt zahlt dieser Musterhaushalt künftig rund 409,40 Euro im Jahr für die Abwasserbeseitigung. Das sind 76,80 Euro mehr als bisher, also etwa sechs Euro im Monat zusätzlich.

„Weiterhin liegen die Abwassergebühren in Landau im landesweiten Vergleich weiter im unteren Drittel“, erläutert Sebastian Lorig, Vorstand des EWL und erklärt weiter: „Gestiegene Personal- und Betriebskosten sind die Hauptursache für die jetzige Erhöhung.“

Weitere Kostenblöcke bei der Abwasserbeseitigung resultieren aus den höheren Anforderungen beim Klimaschutz und der Anpassung der städtischen Infrastruktur an die Klimaveränderung sowie der Hochwasservorsorge. Dazu gehören unterirdische Speicher und Rigolen, die Regenwasser bei Starkregen aufnehmen, indem sie ein sogenanntes Retentionsvolumen bereitstellen.  Der EWL plant unter anderem den Bau von Anlagen, wie beispielsweise Retentionsbodenfilter, zur Behandlung von Niederschlagswasser, um den Anforderungen der neuen Kommunalabwasserrichtlinie zu entsprechen.

Die wichtigsten Investitionen 2026

Bei der Verwaltungsratssitzung hat der EWL auch den Wirtschaftsplan 2026 beschlossen. Insgesamt sind im Erfolgsplan 2026 für die Betriebszweige

Abfallentsorgung, Abwasserbeseitigung, Bauhof sowie Service und Straßenreinigung Aufwendungen von 27.512.000 Euro vorgesehen,

denen Erträge in Höhe von 28.682.000 Euro gegenüberstehen.

„Die geplanten Erträge im Wirtschaftsplan liegen zwar etwas über den Aufwendungen, doch das bedeutet keinen Gewinn. Mögliche Überschüsse müssen in den Folgejahren ausgeglichen werden“, betont EWL-Vorstand Sebastian Lorig und ergänzt: „Für uns gilt das Prinzip der Kostendeckung: Gebühren werden nicht erhoben, um Gewinne zu erzielen, sondern fließen vollständig in den Betrieb zurück. So können wir die Infrastruktur erhalten, modernisieren und die Versorgung langfristig sichern.“

Größere Einzelinvestitionen sind im Betriebszweig Abwasserbeseitigung die Erneuerung von Kanal-Hausanschlüssen (900.000 Euro) und der Bodenfilter im Bereich der Kläranlage (1.000.000 Euro). Im Betriebszweig Abfallentsorgung sind im Bereich des Wertstoffhofes Investitionen in Höhe von 1.400.000 Euro vorgesehen. Der Betriebszweig Bauhof investiert unter anderem in den Ausbau von Ladestationen für E-Fahrzeuge (800.000 Euro) und PV-Anlagen (300.000 Euro) sowie in neue Fahrzeuge (640.000 Euro). Der Betriebszweig Service hat für den Bereich Stadtreinigung ebenfalls Investitionen für Fahrzeuge (500.000 Euro) vorgesehen. „Mit diesen Investitionen stellt der EWL die Weichen für eine zukunftsfähige Infrastruktur, steigert die Effizienz und sichert damit langfristig stabile Gebühren,“ fasst der Vorsitzende des EWL-Verwaltungsrats Lukas Hartmann zusammen.

Autor/in: Gönül Kuru
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