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09.05.2019

Revision der Faulbehälter in der EWL-Kläranlage

Was heißt Revision?

Eine Revision ist eine grundsätzliche Überprüfung, die nach genau festgelegten Kriterien und Zeitintervallen durchgeführt wird. Der Faulbehälter ist ein technisches Bauwerk, das regelmäßig auf die Standsicherheit überprüft werden muss.

Da er für den Normalbetrieb unter leichtem Überdruck und unter Abschluss von Umgebungsluft steht, kann er nicht im laufenden Betrieb überprüft werden. Zur Revision muss der Behälter außer Betrieb genommen werden, damit die Behälterhülle von innen begutachtet werden kann. Das geschieht alle 20 Jahre. Ist die Revision des einen Faulbehälters beendet, geht dieser wieder in Betrieb. Danach folgt die Revision des zweiten Behälters. Insgesamt ist die Kapazität der Kläranlage Am Hölzel so ausgelegt, dass der Betrieb auch mit einem Faulbehälter möglich ist.

 

Was machen die Industriekletterer?

Ein Team von drei bis vier speziell ausgebildeten Kletterern nimmt im Zuge der Revision das Innere der Faulbehälter in Augenschein: Mit einer speziellen Seilsicherung steigen die Profis aus Lamprecht durch eine 60 Zentimeter große Einstiegsluke in den rund 18 Meter hohen Behälter ein. Meter für Meter begutachten sie dann die Innenseite und dokumentieren per Foto den Zustand. Da der Behälter vorher komplett geleert und gereinigt wird, ist ein Arbeiten ohne Atemschutz möglich.

 

Wie funktioniert ein Faulbehälter?

In der Mörlheimer Kläranlage gibt es zwei Faulbehälter mit einem Nutzvolumen von jeweils 2.300 Kubikmetern (m³). Dort geschieht Folgendes: Aus Vor- und Nachklärbecken wird der Schlamm in die zwei Faultürme gepumpt. Dort wandeln Mikroorganismen einen Teil der organischen Masse in Faulgas um. Der Faulprozess dauert etwa 22 Tage. Neben der Reduzierung der Schlammmenge bewirkt die Faulung, dass der Schlamm nahezu geruchsfrei wird und sich besser entwässern lässt.

 

Was entsteht beim Faulprozess?

Pro Jahr entstehen etwa 650.000 Kubikmeter Faulgas. Dieses gilt offiziell als Biogas und besteht zu rund 60 Prozent aus Methan. Zunächst wird es in einem Gasspeicher aufgefangen und dann effizient in einem Blockheizkraftwerk für die Strom- und Wärmeerzeugung über Kraft-Wärme-Kopplung genutzt.

 

Wie viel Strom erzeugt der EWL daraus?

Mit dem aufgefangenen Faulgas betreibt der EWL zwei Blockheizkraftwerke, jedes ist mit einer elektrischen Leistung von 120 Kilowatt und einer thermischen Leistung von 176 Kilowatt ausgelegt. Mit dem vor Ort gewonnenen Biogas erzeugt der EWL jedes Jahr etwa 1.280 Megawattstunden Strom und rund 1.700 Megawattstunden Wärme. Der Strom wird überwiegend für den Betrieb der Kläranlage verwendet, denn Rührwerke, Pumpen und die Belüftung der Klärbecken werden mit elektrischer Energie betrieben. Die gewonnene Wärme sorgt nicht nur für angenehme Temperaturen für die Mitarbeiter im Betriebsgebäude, auch die Bakterien im Faulbehälter bekommen wohlige Rahmenbedingungen: Sie arbeiten bei 37 Grad Celsius am besten, dafür sorgt rund um das Jahr eine spezielle Heizung.

 

Wie viel Faulmasse fällt je Jahr an?

Im Zuge des Abwasserreinigungsprozesses fallen in der EWL-Kläranlage nach der mikrobiellen Umsetzung in den Faultürmen noch jährlich rund 3.300 Tonnen Schlamm an (Basis: ca. 70 % Wassergehalt).

 

Gibt es Stoffe, die im Faulbehälter Probleme bereiten?

Ja, es kann Probleme mit aufschwimmenden und absinkenden Stoffen geben. Das sind zum Beispiel Haare, feuchte Kosmetik- oder Toilettentücher oder Sand. In Landau gibt es durch entsprechende Betriebsführung zum Glück bisher keine Probleme.

 

Wie lange hat die Entleerung des Faulturms gedauert? Und was waren die Herausforderungen dabei?

Zur Vorbereitung der Revision wurde der erste Faulturm bereits komplett entleert und gereinigt. Dieses Vorgehen hat mehrere Tage in Anspruch genommen: Da beim Leeren weiterhin Faulgase entstehen können, muss bei den Arbeiten die Konzentration von Sauerstoff, Schwefelwasserstoff, Methan und Ammoniak regelmäßig überwacht werden. Währenddessen ist bei Arbeiten am und im Behälter Atemschutz erforderlich.
Insgesamt haben die vorbereitenden Arbeiten länger gedauert als ursprünglich gedacht.

 

Warum war das Entleeren komplizierter als geplant?

Im Laufe der Betriebsjahre reichern sich aufschwimmende und absinkende Stoffe im Kopf- und im Sohlbereich des Behälters an. Wie groß diese Menge ist, kann vorab kaum geschätzt werden. Die aufschwimmenden Stoffe verhaken sich ähnlich wie Filz untereinander. Sie mussten jetzt mit einem harten Wasserstrahl geschnitten werden und konnten dann erst mit Geräten einer Spezialfirma abgesaugt bzw. abgepumpt werden. Auch Sand und Steine lassen sich nur schwer entfernen.

 

Wohin wurde die Masse aus dem Faulbehälter gebracht? Was passiert damit?

Der Schlamm wird wie der restliche Faulschlamm entwässert und fachgerecht entsorgt.

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